Tag des Ehrenamts
Heute ist Tag des Ehrenamtes! Wir würdigen die unglaublichen 29 Millionen Menschen in Deutschland, die sich regelmäßig engagieren. Wir haben mit der Plattform vostel.de und dem Verein LAGFA Berlin über die Wirkung von Ehrenamt gesprochen und welche Möglichkeiten es gibt, sich einzubringen.
Heute, am 5. Dezember, feiern wir den Internationalen Tag des Ehrenamts! Mit diesem Tag sollen freiwilliges Engagement und die Menschen dahinter in den Mittelpunkt gerückt werden. Ehrenamt ist eine unverzichtbare Stütze unserer Gesellschaft. Etwa 29 Millionen Menschen engagieren sich regelmäßig ehrenamtlich in Deutschland und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl.
Dieser Tag bietet nicht nur die Gelegenheit, Danke zu sagen und das Ehrenamt in all seiner Bandbreite zu würdigen, sondern auch, sich selbst inspirieren zu lassen. Er lädt dazu ein, die vielfältigen Möglichkeiten des Ehrenamts für sich zu entdecken!
Wir haben mit der Ehrenamtsplattform vostel.de und dem Verein LAGFA Berlin e.V., der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen Berlin, gesprochen, die zwei der vielen Möglichkeiten darstellen, ein passendes Ehrenamt zu finden.
Interview mit vostel.de und LAGFA Berlin e.V.
Wie finde ich ein Ehrenamt?
Vostel, wie kann jemand, der sich engagieren möchte, über eure Plattform das passende Ehrenamt finden? Wie arbeitet ihr mit den Interessierten zusammen?
Über unsere Plattform versuchen wir es Menschen, die sich für freiwilliges Engagement interessieren, den Einstieg so einfach wie möglich zu machen, denn wir sind überzeugt: Jede*r sollte die Möglichkeit haben, sich für eine gerechte und nachhaltige Welt engagieren zu können – unabhängig von Zeit, Wohnort, Sprachkenntnissen und Fähigkeiten. Deshalb versammeln wir auf unserer Plattform Engagementmöglichkeiten von fast 2.000 Non-Profit Organisationen (kurz NPOs) in ganz Deutschland, die sich den diversesten Zielgruppen und gesellschaftlichen Herausforderungen widmen. Von Support von obdachlosen Menschen, über demokratiefördernde Projekte bis hin zu Tierschutz ist alles dabei.
Über unsere Filtermöglichkeiten können Freiwillige unter anderem nach ihren Deutschkenntnissen, dem gewünschten Tätigkeitsfeld, Wohnort oder sogar nach ortsunabhängigen Projekten (also solche, die von zuhause aus, z.B. am PC möglich sind) filtern. So wollen wir einen bestmöglichen Überblick über die bunte Engagementwelt bieten und Freiwillige dabei unterstützen, sich auszuprobieren und die Scheu vor dem ersten Kontakt zu überwinden.
Dabei sind wir von vostel.de die ganze Zeit über telefonisch oder per Mail (oder auch Social Media wie Instagram oder TikTok) bei Fragen oder Unsicherheiten ansprechbar. Außerdem versuchen wir über Social Media und Blogbeiträge zu Vorurteilen, Unsicherheiten und allgemein zu den Themen Engagement und Ehrenamt aufzuklären.
LAGFA Berlin, ihr bündelt als Verein die Freiwilligenagenturen der Berliner Bezirke und stärkt damit das freiwillige und bürgerschaftliche Engagement. Ihr teilt Kompetenzen, Erfahrungswissen und Netzwerke unter den Agenturen. Auf eurer Webseite beschreibt ihr euren Zusammenschluss als “vernetzte Engagement-Kompetenz“. Wie arbeiten die Freiwilligenagenturen mit den Menschen, die sich engagieren möchten, zusammen?
Die Mitarbeiter*innen der Freiwilligenagenturen beraten, informieren und orientieren Interessierte über mögliche Einsatzfelder und helfen so bei der Suche nach dem passenden Ehrenamt, basierend auf Interessen, Vorlieben und Fähigkeiten. Neben den persönlichen Beratungsgesprächen gibt es auch eine umfangreiche Online-Datenbank, in der Interessierte selbstständig nach passenden Projekten stöbern können. Freiwilligenagenturen unterstützen darüber hinaus Menschen mit eigenen Ideen, neue Initiativen aufzubauen, und sie vermitteln gemeinwohlorientierten Organisationen Wissen zum Freiwilligenmanagement.
Was bewirkt Ehrenamt?
Vostel, wie wirkt ehrenamtliches Engagement eurer Meinung nach auf die Gemeinschaft? Wie trägt Ehrenamt zur Stärkung der Demokratie bei?
Wir sind davon überzeugt, dass ehrenamtliches Engagement die Gemeinschaft stärkt. Ehrenamt kann Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringen, es stärkt unsere Empathie und unser Verständnis für andere Lebensrealtitäten. Vielen Menschen hilft Engagement aus dem Gefühl der Ohnmacht und Überforderung angesichts der vielen Krisen herauszukommen. Es gibt ihnen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und kann sie dazu empowern, sich laut für ihre Werte und die Gemeinschaft einzusetzen.
Das sind alles wichtige Fähigkeiten, die eine gesunde Demokratie braucht – in Zeiten erstarkender Rechter Tendenzen umso mehr! Das Ehrenamt kann ein Sprachrohr der Gesellschaft und marginalisierter Gruppen sein. Fast 29 Millionen Menschen sind in Deutschland engagiert. Das Ehrenamt ist ein nicht wegzudenkender Pfeiler unserer Gesellschaft und damit auch unserer Demokratie.
LAGFA Berlin, wie seht ihr das, welchen Einfluss hat ehrenamtliches Engagement? Wie stärkt Ehrenamt die lokale, gelebte Demokratie?
In der LAGFA Berlin e.V. eint uns die Überzeugung, dass bürgerschaftliches Engagement positive Energie freisetzt und eine treibende Kraft für alle ist. Engagement fördert Begegnung und Zusammenhalt, schafft Rückhalt in Krisenzeiten und stärkt damit auch die Demokratie. Denn wer sich für andere oder das Gemeinwohl engagiert, ist widerstandsfähiger gegen demokratiefeindliche Weltbilder.
Was bringt mir Engagement persönlich?
LAGFA Berlin, was bringt Ehrenamt den Engagierten persönlich?
Ein Ehrenamt kann ein Weg zu Teilhabe, (Mit-)Gestaltung und Vernetzung sein. Der persönliche Zugewinn reicht von Sinn, Freude an Aktivitäten und Kontakten, über Begegnung und Zugehörigkeit, bis hin zu positiven Erfahrungen der (Selbst-)Wirksamkeit. Engagierte können außerdem spannende Fort-/Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen, um ihre Fähigkeiten zu erweitern.
Vostel, könnt ihr eine Erfolgsgeschichte teilen, in der Ehrenamtliche durch ihre Tätigkeit persönliche Zugewinne erfahren konnten?
Wir hatten vor einigen Jahren Kontakt zu einer Freiwilligen, die nur für einige Monate, für die Arbeit ihres Partners nach Deutschland gezogen ist und diese “Auszeit” genutzt hat, um sich in mehreren gemeinnützigen Projekten zu engagieren. Sie berichtete davon, wie viel ein einfaches Lächeln bedeuten kann, wenn man nicht die selbe Sprache spricht. Wie sie Frauen mit Flucht- & Migrationserfahrung dabei unterstützte Fahrrad fahren zu lernen und sie so neue Freund*innen gewann. Wie sie in einem Textil-Recyclingprojekt noch mehr neue Freund*innen gefunden und neue Skills gelernt hat. Sie konnte über die Zeit ihr Deutsch verbessern und ging mit vielen neuen, bereichernden Erfahrungen nach Hause.
Fast immer berichten Freiwillige, mit denen wir in Austausch kommen positiv über ihre Engagementerfahrungen. Es sind die verschiedensten Dinge, die sie aus diesen Einsätzen ziehen: Selbstwirksamkeit, neue Kontakte und Freund*innen, das Gefühl etwas Gutes getan zu haben, sich weitergebildet zu haben, das Gefühl eine Stimme zu haben und Teil einer Gemeinschaft zu sein, Menschen zusammengebracht zu haben, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen – die Liste könnten wir ewig weiterführen.
Wie entwickelt sich Ehrenamt weiter?
Vostel, welche Trends seht ihr im Bereich Ehrenamt? Wie reagiert ihr darauf?
Entgegen der häufigen “Wahrnehmung” vieler Menschen nimmt das ehrenamtliche Engagement in Deutschland stetig zu. Das sind großartige Neuigkeiten für die Engagementwelt. Trotzdem nehmen wir wahr, dass sich das Ehrenamt (wie unsere gesamte Gesellschaft) stetig weiterentwickelt und es bestimmte Trends gibt. So haben Umfragen aus den letzten Jahren und unsere eigene Beobachtungen gezeigt, dass Freiwillige aktuell eher dazu tendieren sich anstatt wie früher langfristig (z.B. schon seit der Jugend bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Sportverein) eher kurzfristig und spontan (z.B. in Katastrophenfällen wie nach der Flut im Ahrtal oder nach dem Beginn des Angriffkriegs Russlands gegen die Ukraine) engagieren.
Das birgt Herausforderungen für NPOs, die oft Schwierigkeiten haben, möglichst schnell auf solche Trends zu reagieren. Aber auch Chancen, mit der richtigen Ansprache viele neue Freiwillige zu gewinnen und sie über den Umweg kurzer Einsätze auch potentiell für ein längerfristiges Engagement zu gewinnen.
Wir sehen unsere Aufgabe darin, die NPOs zu diesen Trends zu bilden, gemeinsam mit ihnen Strategien zu entwickeln, wie sie mit den Entwicklungen umgehen können und immer auch über ihre Bedürfnisse im Austausch zu bleiben. Gleichzeitig versuchen wir auch, die Freiwilligen zu bilden und ihnen zu zeigen, wie viel mehr sie mit einem langfristigem Engagement bewirken und wie sehr sie sich dabei auch persönlich weiterentwickeln können.
LAGFA Berlin, welche Pläne hat die LAGFA Berlin für die Zukunft, um das Ehrenamt weiter zu fördern und zu unterstützen?
Die LAGFA Berlin e.V. wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass Demokratieförderung und freiwilliges, zivilgesellschaftliches Engagement stärker zusammengedacht und förderliche Rahmenbedingungen für Engagement geschaffen werden. Wir wollen Menschen in ihren unterschiedlichen Engagementformen bestärken und diese als elementaren Bestandteil der Demokratie sichtbarer machen.
Fazit
Egal, ob ihr bereits ehrenamtlich tätig seid oder überlegt, euch zu engagieren – der Tag des Ehrenamts erinnert uns daran, wie bereichernd es sein kann, Teil einer Gemeinschaft zu sein und gemeinsam etwas zu bewegen. Lasst uns diesen Tag feiern und die Aufmerksamkeit auf die unzähligen Möglichkeiten richten, mit einem Ehrenamt einen Unterschied zu machen.